Amazon gründet Lablet zur Forschung an Künstlicher Intelligenz in Tübingen
Tübingen – Amazon hat die Gründung eines Lablets in Tübingen angekündigt. Diese neue Art einer Forschungsabteilung widmet sich der offenen Forschung in der Künstlichen Intelligenz (KI) und ihren Anwendungen, um an den langfristigen Fragestellungen im Bereich KI zu forschen. Ab Dezember 2019 arbeiten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen verschiedener Fachrichtungen, darunter Informatik, Softwareentwicklung und Mathematik, an der KI Grundlagenforschung. Ihr besonderes Interesse gilt dabei der Erklärbarkeit, der Kausalität und der Erforschung von KI, die ihre Umgebung erfasst. Um den wissenschaftlichen Fortschritt und die Reproduzierbarkeit zu fördern, wird das Lablet-Team seine Forschungsergebnisse publizieren und in Form von Open-Source-Code oder als Datensatz bereitstellen.
„Mit der Gründung des Lablets setzen wir auf einen Paradigmenwechsel. Anstatt darauf zu zielen, Produkte und Anwendungen schrittweise zu verbessern, ist die Forschung im Lablet neugiergetrieben. Die Freiheit der Forschung und vor allem die Freiheit zu wählen, was wissenschaftlich untersucht werden soll, sind nur die ersten beiden Schritte zu einer unvoreingenommenen, fairen und offenen KI,“ sagte Bernhard Schölkopf, Schirmherr des Tübinger Lablets und Direktor am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme. „Ein weiterer wichtiger Schritt ist der konstante Austausch mit Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Wir sind davon überzeugt, dass KI der Allgemeinheit dienen muss. Um das zu erreichen, müssen wir Vertrauen in KI schaffen, und das können wir nur erreichen, wenn wir KI so transparent und verständlich wie möglich machen.“ Amazon plant, weitere Lablets einzurichten, um weltweit KI-Grundlagenforschung zu betreiben.
Schwerpunkt auf Austausch mit Wissenschaft und Stadtöffentlichkeit
Die KI-Forschung im Tübinger Lablet wird sich auf folgende Bereiche konzentrieren: Kausalität und Erklärbarkeit, Fairness, Datenschutz, Robustheit, Reinforcement Learning sowie Bildverarbeitung. Die Wahl des Standorts spiegelt diesen inhaltlichen Fokus wider. Als weltweit renommierter Forschungsstandort in Deutschland zeichnen sich Tübingen und die lokale Cyber-Valley-Initiative durch eine lebhafte und intensive Diskussionskultur aus. Amazon nutzt dieses Potenzial, um sowohl die wissenschaftliche Gemeinschaft als auch die Öffentlichkeit an der Forschung des Lablets teilhaben zu lassen. Das Forschungszentrum begrüßt einen offenen Dialog und lebhafte Diskussionen mit Vertretern aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft, beispielsweise in öffentlichen Veranstaltungen.
„Amazon stellt langfristige Ergebnisse über den kurzfristigen Nutzen, was genau das ist, was wir für neugiergetriebene, langfristige Forschung benötigen,“ sagte Yasser Jadidi, operativer Leiter des Amazon Lablets in Tübingen. „Mit einer Mischung aus angewandten Wissenschaftlern, Softwareentwicklern, Doktoranden, Praktikanten und Amazon Scholars wollen wir die KI verstehen und die KI ihr Umfeld verstehen lassen. Unser Ziel ist es, den Menschen zu befähigen, datenbasierte Entscheidungen zu hinterfragen, zu erklären und kausale Erklärungen für das Verhalten eines Algorithmus zu liefern.“ Im Rahmen des lokalen Engagements in Tübingen arbeitet Amazon eng mit dem Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme und der Universität Tübingen zusammen. Im Lablet steht diese Zusammenarbeit auch Wissenschaftlern anderer Institutionen offen.
Neues Gebäude für die Forschung von Amazon
2017 hatte Amazon angekündigt, ein Forschungszentrum in Tübingen zu eröffnen und innerhalb von fünf Jahren 100 hochqualifizierte Mitarbeiter einzustellen. Das Unternehmen trat außerdem der Cyber Valley-Initiative bei, die die Forschungsaktivitäten von internationalen Key-Playern aus Wissenschaft und Industrie auf dem Gebiet der bündelt. Der Standort in Tübingen ist nach Berlin, Dresden und Aachen das vierte Forschungs- und Entwicklungszentrum von Amazon in Deutschland. Das neue Lablet wird Teil dieses Forschungszentrums von Amazon in Tübingen.
Mitte November genehmigte der Gemeinderat der Stadt Tübingen den Verkauf eines Grundstücks nahe des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme an einen Projektentwickler, der darauf bis 2021 ein Gebäude errichten wird. Amazon wird dieses Gebäude mieten und es als neues Forschungszentrum in Tübingen nutzen. Das Gebäude wurde in enger Abstimmung mit dem Baubürgermeisteramt der Stadt Tübingen geplant und soll die räumlichen Anforderungen der Forschungsteams von Amazon erfüllen. Es wird außerdem ein Café, eine Veranstaltungsfläche und einen Co-Working Space beinhalten. Diese Bereiche werden für die Öffentlichkeit zugänglich sein, um den wissenschaftlichen Austausch und die Diskussion mit der Stadtgesellschaft zu fördern.
Hier geht es zu der Pressemeldung im Amazon Newsroom.
From left to right: Amazon researcher Betty Mohler, Yasser Jadidi, Operative Head of Lablet at Amazon Tübingen, Michael Black, Director at the Max Planck Institute for Intelligent Systems (MPI-IS) and Cyber Valley Spokesperson, Theresia Bauer, Baden Württemberg’s Minister for Science, Research and Arts, Bernhard Schölkopf, Director at the MPI-IS, Bernd Engler, Rector of the University of Tübingen and Michael Hirsch, Research Science Manager & Site Lead at Amazon Tübingen.