Vizepräsidentin der Europäischen Kommission Vestager besucht Cyber Valley
Wissenschaftler*innen aus dem Ökosystem gestalten maßgeblich die Zukunft der europäischen KI
Tübingen, den 20.02.2020 – Einen Tag nach der Veröffentlichung der Digitalstrategie und des Weißbuchs zur Künstlichen Intelligenz der Europäischen Kommission traf sich Margrethe Vestager, geschäftsführende Vize-Präsidentin der Europäischen Kommission und Kommissarin für ein Europa fit für das digitale Zeitalter, am Donnerstag mit Wissenschaftler*innen des Cyber Valley Ökosystems in Tübingen, um die Zukunft der KI-Forschung in Europa zu diskutieren. Begleitet wurde sie von Baden-Württembergs Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, sowie Theresia Bauer, der Wissenschaftsministerin des Landes.
„Mit dem Cyber Valley haben wir in Baden-Württemberg eine der größten Forschungskooperationen Europas aus Wirtschaft und Wissenschaft auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz. Alleine meine Landesregierung hat über 100 Millionen Euro für diesen Innovationscampus investiert. Hier werden Spitzenforschung und Unternehmergeist miteinander verbunden, damit Baden-Württemberg die Vorreiterrolle bei der Entwicklung intelligenter Lösungen für Industrie, Mobilität und Medizin einnehmen kann. Europa steht in der Spitzenforschung in einem harten Wettbewerb, bei dem es die weltweit besten Köpfe zu gewinnen und zu halten gilt. Hierbei wird die europaweite Initiative ELLIS mit Standorten in Tübingen und Freiburg helfen“, so Ministerpräsident Kretschmann. „Im internationalen Vergleich liegt Europa insbesondere bei der wirtschaftlichen Verwertung von Künstlicher Intelligenz noch hinter den USA und China zurück. Damit sich dieser Abstand nicht vergrößert, müssen wir unsere Kräfte bündeln. Wir benötigen einen europäischen Schulterschluss bei der KI. Und wir brauchen eine KI ,Made in Europe‘, die Innovation mit unseren Werten verbindet. Es geht auch um unsere individuelle Freiheit und die Frage, wie KI-Anwendungen in unsere Gesellschaft hineinwirken. Das ist essentiell für die Akzeptanz dieser Technologien.“
„Wir begrüßen den Besuch von Vizepräsidentin Vestager und die Gelegenheit, die Diskussion über europäische KI voranzutreiben. Mit Cyber Valley und ELLIS bauen wir ein starkes europäisches Ökosystem für die Grundlagenforschung im Bereich der lernenden KI auf,“ sagte Bernhard Schölkopf, Direktor am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme, Mitinitiator von Cyber Valley und Mitbegründer von ELLIS, dem Europäischen Labor für Lernende und Intelligente Systeme. „Wir wollen in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben und gleichzeitig eine KI entwickeln, die mit den Werten der offenen Gesellschaften Europas im Einklang steht. Dazu müssen wir Forschungsbedingungen schaffen, die es uns ermöglichen, die besten Köpfe anzuziehen und zu halten. Dafür brauchen wir die Unterstützung der europäischen Politik.“
„Wir müssen uns mit der Frage befassen, wie wir künstliche Intelligenz ermöglichen können. Das ist einer der Gründe, warum ich heute besonders froh bin, hier zu sein: Was hier geschieht, zeigt, wie wir Dinge ermöglichen können“, sagt Kommissarin Vestager. „Es ist sehr aufschlussreich, von der Herzlichkeit und der Interaktion zwischen der Landesregierung, den Unternehmen in der Region und dem Institut selbst zu hören und zu sehen, dass sie auf das gleiche Ziel hinarbeiten. Natürlich hoffe ich auf eine sichtbare europäische Dimension: Das ELLIS-Programm zeigt, wie Europa zusammenkommt, um ein Ökosystem zu schaffen, das es uns ermöglicht, nicht nur mit dem, was anderswo in der Welt geschieht, Schritt zu halten, sondern es auch besser zu machen.“
ELLIS entwickelt sich rasant. Die 2018 gegründete europaweite Initiative zielt auf die Förderung von Forschungsexzellenz im Bereich des Maschinellen Lernens und verwandten Gebieten ab. In den vergangenen Monaten hat die Initiative elf Forschungsprogramme in breit gefächerten KI-bezogenen Bereichen eingerichtet und rund 200 Millionen Euro für einen Zeitraum von zunächst fünf Jahren gesichert. Darüber hinaus wurden 17 ELLIS Units in ganz Europa und in Israel geschaffen. Anträge für weitere Einheiten werden derzeit geprüft. Mittelfristig plant ELLIS den Aufbau eines Netzwerks von Standorten und Instituten. Als Vorbild dient das Europäische Laboratorium für Molekularbiologie (EMBL), das von 21 europäischen Staaten finanziert wird und über Labore in verschiedenen Ländern verfügt.
„Es besteht ein Bedarf an Finanzierung, aber auch die Notwendigkeit, unsere Forschungs- und Entwicklungsbemühungen so zu organisieren, dass sie Talente anziehen“, so Vestager weiter. „Denn Talent zieht mehr Talente an. Ausgehend von den Diskussionen, die ich heute geführt habe, ist das, was hier getan wird, der Weg, den wir gehen müssen.“
Auch Cyber Valley hat in letzter Zeit erheblich an Dynamik gewonnen. Die Forschungskooperation hat in den vergangenen Monaten mehrere wichtige Meilensteine erreicht, darunter den Beitritt der Fraunhofer-Gesellschaft, den Launch des neuen Cyber Valley-Start-Up-Netzwerks, zusätzliche Investitionen der Cyber Valley-Industriepartner Robert Bosch GmbH und Amazon in Tübingen sowie den erfolgreichen Abschluss einer dritten Bewerbungsrunde bei der International Max Planck Research School for Intelligent Systems (IMPRS-IS), des im Rahmen der Cyber Valley-Initiative eingerichteten Doktorandprogramms.