Wie verändert KI den Journalismus?
Untersuchung der Auswirkungen der Medienberichterstattung über künstliche Intelligenz
Ab Oktober 2023 recherchieren die Gewinner des diesjährigen Journalist-in-Residence-Programms die Möglichkeiten, künstliche Intelligenz im Journalismus sinnvoll einzusetzen.
Während ihres dreimonatigen Aufenthalts bei am Cyber Valley Standort Tübingen untersuchen die beiden Journalist:innen Elena Riedlinger (Datenjournalistin) und Tobias Asmuth (freier Journalist) den Einfluss und die Auswirkungen von KI auf die Gesellschaft. Beide hatten sich auf die Ausschreibung des Journalist-in-Residence Programms 2023 beworben und gewonnen.
Dank der Zusammenarbeit zwischen dem Zentrum für Rhetorische Wissenschaftskommunikation zu Künstlicher Intelligenz (RHET AI) und Cyber Valley können Journalist:innen zu eigenen Themen rund um die Berichterstattung über künstliche Intelligenz recherchieren. Die Volkswagen Stiftung fördert das Journalist-in-Residence Programm. Es gibt Journalist:innen die Möglichkeit, sich intensiv mit intelligenten Systemen, maschinellem Lernen, Robotik sowie der Forschung und Anwendung, die im Cyber Valley betrieben wird, zu beschäftigen. Während ihres Aufenthalts können Journalist:innen unabhängige Recherchen machen. Cyber Valley ermöglicht und vermittelt ihnen den direkten Zugang zu Forschenden und Entrepreneurs aus der Cyber Valley Community .
Elena Riedlinger möchte KI gegen Desinformation nutzen
Als Datenjournalistin beschäftigt sich Elena Riedlinger mit der Verbreitung von Desinformation im Internet und sucht nach Möglichkeiten, diese besser zu erkennen.
„Die Kernaufgabe journalistischer Recherche ist das Überprüfen von Fakten. Aber wie schaffen Journalist:innen es, dieser Aufgabe trotz der Flut an KI-generierten Inhalten gerecht zu werden? Und können KI-Tools ihnen dabei möglicherweise helfen? Das möchte ich im Cyber Valley herausfinden,“ sagt Elena Riedlinger.
Insbesondere die schnelle Weiterentwicklung von KI-Tools, die Texte, Bilder und Videos generieren, stellt Journalist:innen vor neue Herausforderungen in der Bewertung der Authentizität von Inhalten: Es ist schwieriger geworden, angebliche Beweise zu verifizieren und sachliche Behauptungen aufzustellen. KI kann bei der Lösung des Problems helfen. Während ihrer Zeit bei Cyber Valley spricht Riedlinger mit Expert:innen über die Methoden und KI-gestützte Tools, die Inhalte überprüfen und verlässliche Informationen für die redaktionelle Arbeit gewährleisten.
Nach ihrem Masterstudium an der Universität Leipzig volontierte Riedinger beim WDR, wo sie als Datenjournalistin und in der digitalen Produktentwicklung an der Schnittstelle zwischen Journalismus und IT arbeitet. Sie betreute zuletzt das App- und Webprojekt "Stolpersteine NRW – gegen das Vergessen", das mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet wurde
Tobias Asmuth untersucht die Vorteile von KI für das Klima
Als freier Journalist widmete sich Tobias Asmuth in den letzten Jahren der Recherche von Umweltthemen. Im Journalist-in-Residency-Programm untersucht er einerseits, wie intelligente Systeme den Klimawandel verringern oder gar verhindern können. Außerdem möchte Asmuth erkunden, wie Journalist:innen schwierige Themen vermitteln und erklären können, anstatt in eine Berichterstattung zu verfallen, die Risiken und Skandale überbetont.
Asmuth erläutert: „Vom Klimawandel haben die meisten Menschen eine recht klare Vorstellung. Ihr Bild von der künstlichen Intelligenz ist eher diffus. Wie könnte man dieses Bild klarer zeichnen? In welchen Worten müsste man es beschreiben?“
Sein Ziel ist es, Leitlinien für eine fundierte Berichterstattung über künstliche Intelligenz zu erstellen. Er möchte folgende Fragen beantworten: Auf welche Informationen über eine KI-Anwendung sollte ein Journalist achten? Welche Hinweise auf Relevanz gibt es? Was muss erklärt werden, damit das Publikum es versteht?
Tobias Asmuth wohnt in Berlin. Er hat als Reporter für die Süddeutsche Zeitung gearbeitet und sein Volontariat bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung absolviert. Für seine Reportagen, unter anderem über eine geplante Lithium-Mine in Portugal und den Raubbau am Amazonas, bekam er Preise und Stipendien.
Über Cyber Valley
Cyber Valley ist Europas größtes und führendes Zentrum für Exzellenz in künstlicher Intelligenz (KI) und moderner Robotik. Cyber Valley hat einen öffentlichen Auftrag: Als Botschafter für Unternehmergeist stärken wir die Forschung, Entwicklung, Anwendung und Akzeptanz von Methoden und Technologien intelligenter Systeme und moderner Robotik. Wir streben eine Zukunft an, in der das volle Potenzial intelligenter Systeme zum Gemeinwohl eingesetzt wird.
Über Cyber Valley Journalist-in-Residence
In einem drei- bis sechsmonatigen Aufenthalt erforschen ein oder zwei Journalisten, wie KI-Anwendungen für guten Journalismus genutzt werden können und wie Journalisten sicherstellen können, dass ihre Berichterstattung über die Technologien hinter dem Schlagwort "künstliche Intelligenz" angemessen und evidenzbasiert ist. Die Journalisten werden von einer unabhängigen Jury ausgewählt. In dieser Zeit kann der oder die Journalist-in-Residence zu einer selbst gewählten Fragestellung im Austausch mit KI-Forschenden unterschiedlicher Disziplinen recherchieren – absolut unabhängig. Cyber Valley erwartet in dieser Zeit ausdrücklich keine Berichterstattung über KI-Themen oder über Cyber Valley. Das Programm findet zweimal jährlich in einer Kooperation zwischen Cyber Valley und dem Zentrum für Rhetorische Wissenschaftskommunikation - Forschung zur Künstlichen Intelligenz (RHET AI Center) statt. Es wird von der Volkswagen Stiftung gefördert.