KI trifft Kunst: Tübinger Wissenschaftler interpretieren Meisterwerke neu
Installation der Medienkünstlergruppe Lunar Ring in der Kunsthalle Tübingen noch bis 14. Juni geöffnet
Eigentlich hätten derzeit im Rahmen der Ausstellung „Herzstücke“ Meisterwerke aus der Kunsthalle Emden in Tübingen zu sehen sein sollen. Die Covid-19-Pandemie sorgte für eine Verschiebung ins kommende Jahr. Die Tübinger Medienkünstlergruppe Lunar Ring hat darauf reagiert und auf der Grundlage der Meisterwerke aus Emden neue visuelle Phänomene generiert, die die in der Ausstellung angelegten expressive Linie der Kunst des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart verlängern.
Lunar Ring – das sind Mirko Franjic, Niklas Fricke, Alexander Loktyushin und Johannes Stelzer. Die vier Tübinger Wissenschaftler erforschen die kreativen Ausdrucksmöglichkeiten der KI-Technologie – und sind mit ihrem Unternehmen Colugo zugleich Mitglied des Cyber Valley Start-up Network.
Doch was haben die vier KI-Künstler nun konkret geschaffen? Die Beschreibung der Kunsthalle Tübingen erklärt:
Für die Ausstellung Herzstücke hat Lunar Ring auf Grundlage von Meisterwerken aus der Kunsthalle Emden mit dem Computer neue visuelle Phänomene generiert: Mittels eines KI-Verfahrens, das auf Neural Style Transfer aufbaut, wurden die Highlights der Sammlung zu digitalen Visuals verknüpft. Gleich einem Bewusstseinsstrom spiegelt uns beispielsweise die Medienarbeit 1902-2012 damit den roten Faden der ausdrucksstarken Kunst von den Expressionisten, über die CoBrA– und SPUR-Künstler bis zu den jungen Wilden der 1990er Jahre wieder. Die auf diese Art und Weise im wahrsten Sinne des Wortes mittels Technik „verflüssigte“ Malerei von Max Pechstein, Asger Jorn oder Salomé erhält nicht nur eine atmende Präsenz, sondern scheint auch ein Eigenleben zu entwickeln, das nicht zuletzt die Magie selbstlernender Systeme auf faszinierende Art und Weise anschaulich macht.
Die Visuals von Lunar Ring sind bis zum 14. Juni in der Kunsthalle Tübingen zu sehen.