Welche Auswirkungen hat KI auf Bildung?
Jun.-Prof. Maria Wirzberger zum Mitglied der Expert:innengruppe der Europäischen Kommission für Künstliche Intelligenz und Daten in der allgemeinen und beruflichen Bildung ernannt
Das Aufkommen von künstlicher Intelligenz (KI) und die Nutzung von Daten in der Bildung und Ausbildung hat eine Diskussion über deren Rolle und ethische Implikationen ausgelöst. So können KI-gestützte Verfahren eingesetzt werden, um Details der Entwicklung, der sozialen Beziehungen, des Verhaltens und der Bildungsleistungen von Schüler:innen aufzuzeichnen und zu bewerten, um auf Basis dieser Daten Lernprozesse zu verbessern. Dies lässt sich erreichen, indem man sich wiederholende Muster des Scheiterns oder des Erfolgs erkennt und damit bestehende Förderbedarfe identifiziert. Diese Ansätze haben zu einer Diskussion über Ethik und Privatsphäre im Zusammenhang mit KI und bildungsbezogenen Daten geführt, aber auch über Risiken in Bezug auf Grundrechte wie das Recht auf Nichtdiskriminierung, einschließlich der Gleichstellung der Geschlechter. „Algorithmen funktionieren wie Schubladen. Sie basieren auf Normen, die von Menschen gesetzt werden und können daher auch mit deren Stereotypen behaftet sein. Diese Stereotypen sind oft unbewusst und fließen so unreflektiert in die Entwicklung von Technologie ein. Dessen müssen wir uns bewusst werden“, sagt Wirzberger, die zudem vor kurzem zur Sprecherin des Interchange Forum for Reflecting on Intelligent Systems (IRIS) ernannt wurde. IRIS beschäftigt sich mit der Frage, welche Auswirkungen intelligente Systeme auf die Gesellschaft haben.
Da der Einsatz von KI-Systemen und damit die Nutzung großer Datenbestände in der Bildung rasant voranschreitet, wächst der Bedarf, Pädagog:innen und Studierende mit einem grundlegenden Verständnis für diese Technologien auszustatten. Nur so können sie sich positiv, aber auch kritisch mit ethischen Fragen zu KI und Datenmaterial in der Bildung auseinandersetzen. Um diese Fragen anzugehen, hat die Generaldirektion Bildung, Jugend, Sport und Kultur (GD EAC) der Europäischen Kommission zusammen mit der Generaldirektion Kommunikationsnetze, Inhalte und Technologie (GD CNECT) eine Expert:innengruppe für KI und Daten in der allgemeinen und beruflichen Bildung eingerichtet.
Was sind die Aufgaben der Expert:innengruppe?
Die Hauptaufgabe der Gruppe wird besteht darin, die GD EAC und die GD CNECT bei der Ausarbeitung praktischer Leitlinien für Pädagog:innen mit konkreten Praktiken zu den ethischen Implikationen der KI- und Datennutzung in der allgemeinen und beruflichen Bildung zu unterstützen. Die Mitglieder der Gruppe werden die Zusammenarbeit und den Austausch von Informationen, Fachwissen und bewährten Verfahren zwischen der Kommission und den relevanten Interessengruppen unterstützen. Die Gruppe wird ebenfalls dazu beitragen, innerhalb des Bildungs- und Ausbildungssektors das Bewusstsein für die Chancen und Risiken des Einsatzes von KI und bildungsbezogenen Daten zu schärfen.
Hintergrund
Mit dem Aktionsplan für digitale Bildung hat die Europäische Kommission ihre strategische Sichtweise zur Bewältigung der Auswirkungen der COVID-19-Krise sowie zur langfristigen digitalen Transformation der Bildungs- und Ausbildungssysteme vorgestellt. Die erste strategische Priorität des Aktionsplans – „Förderung der Entwicklung eines leistungsstarken digitalen Bildungsökosystems“ – die darauf abzielt, das Verständnis für neu entstehende Technologien und deren Anwendung in der Bildung zu fördern, sieht die Erstellung von ethischen Leitlinien zur KI- und Datennutzung in der Bildung und Ausbildung vor. Die Leitlinien werden von einem Schulungsprogramm für Forschende und Studierende zu den ethischen Aspekten von KI begleitet. Der Aktionsplan für digitale Bildung ist eine Schlüsselinitiative im Rahmen der Initiative „Europäischer Bildungsraum“ der Kommission, die ihre Vision für die Zukunft der allgemeinen und beruflichen Bildung in der EU bis 2025 und darüber hinaus skizziert.