Public Engagement Newsletter
Oktober 2022
Please find the newsletter (in German) below.
Liebe Leserinnen und Leser,
was ist eigentlich künstliche Intelligenz (KI), was kann sie, und was soll sie können? Für alle, die diese Fragen beantworten können möchten, haben wir einige kostenfreie Angebote in diesem Newsletter zusammengestellt – damit sich alle über KI informieren und eine Meinung zum Einsatz von KI bilden können.
Wie kann KI helfen, zukünftige Pandemien besser zu managen? Drei Monate hat sich die SPIEGEL-Journalistin Julia Merlot im Cyber Valley Ökosystem darüber mit KI-Forschenden und Mediziner:innen unterhalten. Herausgekommen ist ein Überblick über die Hürden beim Einsatz von künstlicher Intelligenz im medizinischen Bereich, den wir für den Newsletter zusammengefasst haben.
Und ein Highlight zum Ende: In wenigen Tagen reisen wir nach Berlin, um auf der Berlin Science Week den Public-Engagement-Kodex vorzustellen. Dadurch möchten wir den Austausch zwischen Forschenden und der Öffentlichkeit an Deutschlands Forschungseinrichtungen weiter etablieren. Im November-Newsletter werden wir dazu Ausschnitte veröffentlichen.
Wir freuen uns darauf, einige von Ihnen bei unseren kommenden Veranstaltungen zu sehen und wünschen viel Spaß beim Lesen!
Rebecca Beiter und Patrick Klügel
Ankündigungen
Video: Was ist KI, was kann KI und was soll sie können?
In diesem aufgezeichneten Vortrag gibt Public-Engagement-Managerin Rebecca Beiter einen Einblick in künstliche Intelligenz (KI), die Vorteile, die KI mit sich bringt, sowie die Herausforderungen, vor denen wir als Gesellschaft stehen. Den knapp einstündigen Vortrag stellen wir daher kostenfrei zur Verfügung – damit sich viele Menschen über KI informieren und eine eigene Meinung bilden können.
Aufgezeichnet wurde das Video am 24. Oktober 2022 bei einer Fortbildungsveranstaltung für die Beratenden des Landesmedienzentrum Baden-Württemberg (LMZ).
Zum Video (YouTube)
Rückblick: Forum Wissenschaftskommunikation
Im Oktober durften wir unsere Vorab-Version des Public-Engagement-Kodex beim Forum Wissenschaftskommunikation vorstellen und mit anderen Praktiker:innen diskutieren. Unsere Erkenntnisse kurz zusammengefasst:
- „Partizipation“, „Dialog“, „Interaktion mit der Öffentlichkeit“ – viele Diskussionsrunden und Workshops auf der Fachkonferenz beschäftigen sich zwar mit Methoden und Elementen von Public Engagement, der Begriff selbst ist jedoch noch recht unbekannt. Da kommt unser Kodex genau zur richtigen Zeit.
- Obwohl es viel Arbeit ist, ein Dokument in einem offenen Prozess zu erarbeiten – es lohnt sich. Jede neue Bearbeitungsrunde, jedes neue AG-treffen, jedes Feedback half, neue Perspektiven einzubringen und den Text zu schärfen. Version 20 ist zwar eine inhaltlich komplett andere als Version eins, doch eine deutlich bessere. Aber: Wir alle mussten offen dafür bleiben, dass sich der Text immer wieder stark verändert.
- Viele Cloud-Tools ermöglichen und vereinfachen kollaboratives Arbeiten an einem Text. Trotzdem war das Arbeiten, Überlegen und Schreiben auf Papier auf den World-Café-Tischen bei der Konferenz ergiebiger als manche Online-Sitzung. Das Ringen um Begriffe in einer realen Gruppe tat einem sonst digital ausgerichteten Prozess sehr gut.
Möchten Sie den Kodex mitgestalten? Das Dokument werden wir mit allen Interessierten regelmäßig überarbeiten. Über unsere LinkedIn-Gruppe bleiben Sie informiert.
Veranstaltungen
KI-Sprechstunden im Winter
Im November und Dezember bieten wir gemeinsam mit der vhs Stuttgart erneut eine KI-Sprechstundenreihe an, in der Bürger:innen einen Einblick in KI-Forschung bekommen und Wissenschaftlerinnen kennen lernen. Vorwissen ist nicht notwendig; die Veranstaltungen sind kostenfrei und finden teilweise vor Ort, teilweise online statt.
Montag, 14. November, 17:45–19:15 Uhr
KI-Sprechstunde: „Was ist künstliche Intelligenz?“ mit Rebecca Beiter
Weitere Informationen und Anmeldung
Montag, 21. November, 17:45–19:15 Uhr
KI-Sprechstunde: „Was der Computer noch lernen muss“ mit Annika Buchholz
Weitere Informationen und Anmeldung
Montag, 28. November, 17:45–19:15 Uhr
KI-Sprechstunde: „Was ist ein intelligentes System und wie funktioniert es?“ mit Nada Sahlab
Weitere Informationen und Anmeldung
Montag 5. Dezember, 17:45–19:15 Uhr
KI-Sprechstunde: „Wer bestimmt, was KI können darf?“ mit Rebecca Beiter
Weitere Informationen und Anmeldung
KI-Sprechstunden 2023
Auch im kommenden Jahr möchten wir Ihnen die Möglichkeit geben, Wissenschaftler:innen und deren Forschungsgebiete in unseren KI-Sprechstunden kennenzulernen. Bereits anmelden können Sie sich für den Online-Termin am 21. März 2023 um 17:00 Uhr. Thema der KI-Sprechstunde wird sein: „Sperrgebiet – Ankern für KI verboten. Wie künstliche Intelligenz sicher ein Schiff steuert“.
Weitere Informationen und Anmeldung
Kunstausstellung „SHIFT. KI und eine zukünftige Gemeinschaft“
Merken Sie sich für das Frühjahr einen Besuch im Kunstmuseum Stuttgart vor, denn vom 4. Februar bis zum 21. Mai 2023 ist dort die Ausstellung „SHIFT. KI und eine zukünftige Gemeinschaft“ zu sehen. Cyber Valley unterstützt die Ausstellung mit einem Begleitprogramm und Angeboten für Erwachsene und Schüler:innen.
Zur Übersicht und Anmeldung
Interview: „Es scheitert an der Verfügbarkeit von Daten“
Ergebnisse des Journalist-in-Residence-Programm
Drei Monate lang hat sich Julia Merlot als Journalist-in-Residence (JIR) mit der Verbindung von künstlicher Intelligenz und Medizin beschäftigt. Nun ist das JIR-Programm beendet. Cyber Valley Public Engagement Manager Patrick Klügel hat mit ihr über ihre Recherchen und Ergebnisse gesprochen.
Wie können wir mithilfe von künstlicher Intelligenz zukünftig ein besseres Pandemie Management erreichen – Julia, wie weit bist du auf der Suche nach Antworten gekommen?
Ich habe festgestellt, dass sich der Einsatz von KI beim Pandemie Management nicht aufdrängt oder zumindest derzeit noch nicht, weil es bei Pandemien immer schnell gehen muss. Wir haben zur Zeit ein paar Hürden, wenn es um die Anwendung von künstlicher Intelligenz in der Medizin geht. Ich habe festgestellt, dass es beim Einsatz von KI in der Medizin oft an der Verfügbarkeit von Daten scheitert.
Beim Umgang mit Patientendaten ist der Datenschutz ein wichtiges Thema. Oft wird er auch als eine Hürde erwähnt, wenn es um Innovationen in diesem Bereich geht. Was haben die Forschenden und Mediziner:innen in den Gesprächen, die du geführt hast, dazu gesagt?
Datenschutz wird oft als Hürde angesehen, denn Deutschland ist Datenschutz Ländersache. Sobald man Projekte machen möchte, die länderübergreifend laufen, z.B. zwischen einer Klinik in München und einer Klinik in Tübingen, wird es kompliziert. Bei Vielen besteht der Wunsch, dass die Datenschutzbeauftragten Lösungswege aufzeigen, wie man datenschutzkonforme Projekte umsetzen kann.
Künstliche Intelligenz ist eine Methode; ein Handwerkszeug. Sie braucht den Blick über den Tellerrand und die Zusammenarbeit mit anderen Fachdisziplinen.
Der Wunsch nach interdisziplinärer Zusammenarbeit hat mich in meinen Recherchen von allen Seiten erreicht, sowohl von Medizinern als auch von KI-Fachleuten. Ein Mediziner war sehr offen und hat gesagt, er wisse gar nicht so genau, welche Fragen man eigentlich mit KI beantworten kann. Auf der anderen Seite, auf der Seite der KI-Forschung, kam umgekehrt die Information, dass man nicht so genau wisse, welche Fragen denn die Mediziner:innen hätten.
Der Interviewausschnitt wurde für die schriftliche Version sprachlich überarbeitet und gekürzt. Eine ausführliche Version können Sie sich hier nachlesen und anschauen.
Partnerveranstaltungen
Arbeit auf App-Ruf. Chancen und Risiken der Plattformökonomie
Dienstag, 15. November 2022, 19:30 Uhr, Stadtbibliothek Stuttgart und online
Ob eBay, AirBnB oder Booking.com – wir alle nutzen Plattformen. Diese bieten nicht selbst Waren und Dienstleitungen an, sondern stellen eine Struktur bereit, die Handel möglich macht. Die Autorin Berit Glanz und der Soziologe Ulrich Dolata sprechen über Chancen und Risiken von Plattformökonomie.
Weitere Informationen
Fundstücke
KI verwandelt Text in Videoclips
Der Facebook-Mutterkonzern Meta hat mit „Make a Video“ ein intelligentes System veröffentlicht, das kurze Videoclips generieren kann, wenn Nutzer:innen einen Text eingeben. Zwar sind die Ergebnisse bisher teilweise ungenau, trotzdem könnte „Make a Video“ wegweisend für zukünftige Systeme zur Bildgenerierung sein. Gleichzeitig gibt es erste ethische Bedenken, da sich System auch zur Produktion von Deep Fakes und Desinformationen missbrauchen lässt.
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Soll KI über Leben und Tod entscheiden?
Der australische Arzt und Aktivist Philip Nitschke hat eine Art Sarkophag enwickelt, mit dem sterbewillige Patient:innen selbstbestimmt und schmerzfrei aus dem Leben scheiden sollen. Teil dieses Projekts ist ein Algorithmus, der die Patient:innen einem psychologischem Test unterzieht und prüft, ob diese Entscheidung wirklich die eigene ist. Projekte wie diese werfen Fragen auf: Welche medizinischen beziehungsweise moralischen Entscheidungen soll KI treffen dürfen? Anhand von weiteren Beispielen aus der Medizin versucht Will Douglas Heaven, diese Fragen in seinem Artikel zu beantworten.
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Mit KI Fake News enttarnen
Forschende des Austrian Institute of Technology (AIT) haben mit „defalsif-AI“ ein KI-gestütztes Werkzeug entwickelt, das Fake News erkennen soll. Nutzer:innen können auf einer Online-Plattform digitale Inhalte wie Fotos oder Texte hochladen und die Webadresse angeben, von der diese Inhalte stammen. Defalsif-AI untersucht diese Inhalte auf Anzeichen von Manipulation und Desinformation. Mithilfe der Ergebnisse sollen Nutzer:innen besser entscheiden, ob es sich bei den Inhalten um Fake News handelt.
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Unfall oder Mord?
2008 wurde eine 87-Jährige tot in ihrer Badewanne aufgefunden. Nach dem Ermittlungsverfahren wurde der Hausmeister der Wohnanlage als Mörder angeklagt und verurteilt. Doch was hat das mit KI zu tun? Eine an der Universität Stuttgart neuentwickelte biomechanische Simulationsmethode sowie ein thermodynamisches Gutachten, das von einem Wissenschaftler der Universität Stuttgart erstellt wurde, lieferten die Voraussetzung für die Wiederaufnahme eines Mordfalles: Nach 13 Jahren Haft hat das Gericht nun die Freilassung des mittlerweile 62-jährigen Angeklagten angeordnet – dank computergestützter Verfahren.
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Über Cyber Valley Public Engagement:
Cyber Valley möchte eine ethisch und sozial reflektierte Forschung auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz (KI). Wir laden Sie deshalb ein zu unseren regelmäßig stattfindenden Dialogformaten. Unser Ziel: mehr Zugänglichkeit und Austausch zwischen Gesellschaft und KI-Forschenden.