"Cyber and the City" - University of Tübingen wins communication prize
Excellent science communication on artificial intelligence
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Der Communicator-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und des Stifterverbandes geht in diesem Jahr an ein interdisziplinäres Team der Universität Tübingen: Ulrike von Luxburg, Informatik-Professorin für die Theorie des Maschinellen Lernens, Tim Schaffarczik, Doktorand am Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft, sowie Thomas Thiemeyer, Professor für Empirische Kulturwissenschaft, ebenfalls am Ludwig-Uhland-Institut.
Sie erhalten die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung für ihre herausragende und vielfältige Wissenschaftskommunikation zur Entwicklung und Umsetzung der Ausstellung „Cyber and the City: Künstliche Intelligenz bewegt Tübingen“, die modellhaft auch für den Dialog zu anderen kontrovers diskutierten Wissenschafts- und Technologiethemen ist.
Die Ausstellung war von Februar 2023 bis Januar 2024 im Stadtmuseum Tübingen zu sehen und ist interdisziplinär und gemeinsam mit dem Stadtmuseum Tübingen, insbesondere dessen Ausstellungskurator Guido Szymanska, konzipiert und umgesetzt worden. Teil des Ausstellungsteams waren außerdem mehr als 30 Studierende der Empirischen Kulturwissenschaft und des Masterstudiengangs Machine Learning der Universität Tübingen.
Ulrike von Luxburg: „Die Ausstellung konnte nur deshalb so überzeugen, weil wir von Anfang an verschiedene Perspektiven auf das Thema eingebracht und mitgedacht haben. Die Studierenden mit ihren diversen Hintergründen, Meinungen und Herangehensweisen und die langjährige Erfahrung von dem Kurator des Stadtmuseums, Guido Szymanska, wie man abstrakte Ideen in konkrete Exponate umsetzen kann, haben die Ausstellung so erfolgreich gemacht.
Die Jury aus Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten, Kommunikations- und PR-Fachleuten unter dem Vorsitz von DFG-Vizepräsident Professor Dr. Johannes Grave würdigte bei ihrer Entscheidung, dass das Team „Cyber and the City“ das so abstrakte wie kontroverse Thema Künstliche Intelligenz in die Lebens- und Erfahrungswelt der Menschen holt. Zudem eröffne es einen Dialograum, in dem sehr unterschiedliche Positionen und Interessen verhandelt werden können.
Dazu habe das Team in einer erfolgreichen interdisziplinären Zusammenarbeit von Informatik und Empirischer Kulturwissenschaft eine Ausstellung im Tübinger Stadtmuseum und ein Begleitprogramm entworfen. Studierende der beiden Disziplinen erarbeiteten die Grundlagen für die Ausstellung und die weiteren Kommunikationsformate und bezogen dabei Interessengruppen, Bürgerinnen und Bürger, Aktivistinnen und Aktivisten oder auch Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger in die Konzeption und Umsetzung ein. Auf diese Weise, so die Jury des Communicator-Preises, sei eine Kommunikationsplattform entstanden, die eine gemeinsame Sprache zu Herausforderungen und Chancen von Künstlicher Intelligenz findet und sowohl Befürworterinnen und Befürworter als auch Skeptikerinnen und Skeptiker von KI zu Wort kommen lässt.
Flankiert wurde die Ausstellung von einem umfangreichen Begleitprogramm, in das sich die an der Ausstellung beteiligten Akteurinnen und Akteure mit eigenen Veranstaltungen einbringen konnten. Zu den Veranstaltungen zählten etwa die „Retro Gaming Night meets KI“ sowie die in Kooperation mit dem SWR veranstaltete Podiumsdiskussion „Wer kontrolliert KI?“. Die Ausstellung zog insgesamt mehr als 40.000 Besucherinnen und Besucher unterschiedlicher Altersgruppen an. Durch Ausstellung und Begleitprogramm entstand so insgesamt ein Dialograhmen, der die am Standort sehr kontrovers geführte Diskussion rund um Künstliche Intelligenz versachlicht hat, ohne dabei Emotionen und Positionierungen zu ignorieren.
Die Jury für den Communicator-Preis hob hervor, dass die lokale Verortung der Kommunikation bei diesem Projekt eine besondere Bedeutung habe: Künstliche Intelligenz – als global wirksames und zugleich schwer greifbares Thema – wurde hier am konkreten Fall, als Konsequenz von kontroversen Debatten in der Stadt und gemeinsam mit lokalen Akteurinnen und Akteuren verhandelt. Und dies geschah nicht in digitalen Foren, sondern im direkten Austausch der Beteiligten. Damit sei es dem Team hervorragend gelungen, ein schwieriges Thema leicht, humorvoll und dabei sachlich und intelligent umzusetzen. Insgesamt, so die Jury, sehe sie in der Arbeit des Teams den gelungenen Weg einer dialogischen Wissenschaftskommunikation, die weit über den Standort und das konkrete Thema hinausweise. Insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Dialogkultur, in der verschiedene Argumente und Positionen kaum noch in einen konstruktiven Austausch zu bringen sind, sei dies ein besonders ermutigendes Projekt.
Der „Communicator-Preis – Wissenschaftspreis des Stifterverbandes“ wird seit dem Jahr 2000 verliehen und gilt als der wichtigste Preis seiner Art in Deutschland. Ausgezeichnet werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in ihrer Wissenschaftskommunikation besonders kreativ sind, neue, auch mutige Wege gehen und ihre Zielgruppen auf geeignete und wirksame Weise ansprechen. Sie sollen zudem die gesellschaftliche Dimension ihrer Forschung erkennen und ihr Wissen in öffentliche Debatten, Meinungsbildungsprozesse und Entscheidungen einbringen. Das Preisgeld soll die Ausgezeichneten in ihrem Engagement unterstützen und auch die Umsetzung neuer Projekte ermöglichen.
Die Jury wählte das nun ausgezeichnete Team in einem mehrstufigen Auswahlprozess aus 38 Be- werbungen und Vorschlägen aus. Verliehen wird der Communicator-Preis im Rahmen der Jahresversammlung der DFG am 1. Juli 2024 in Potsdam.