Cyber Valley richtet Öffentlichen Beirat ein
Die Cyber Valley Forschungskooperation richtet mit dem „Public Advisory Board“ (Öffentlicher Beirat) ein unabhängiges Gremium ein, welches Forschungsprojekte hinsichtlich ihrer ethischen und gesellschaftlichen Implikationen bewertet. Europas größte Forschungskooperation auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz schafft damit ein zusätzliches Element der Transparenz.
Die Mitglieder des Öffentlichen Beirats werden durch Theresia Bauer, Baden-Württembergs Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst berufen. „Künstliche Intelligenz hat enormes gesellschaftliches Veränderungspotenzial. Um dieses zu nutzen, braucht es auch das Vertrauen der Menschen in die Chancen der KI. Unverzichtbar sind dabei Transparenz und Dialog. Der Öffentliche Beirat soll dazu beitragen, dass ein ethisches und gesellschaftliches Leitbild für KI-Forschung entwickelt wird. Damit wollen wir auch einen offenen Dialog von Wissenschaft und Gesellschaft über die Anwendungsmöglichkeiten von KI führen“, so Wissenschaftsministerin Theresia Bauer.
„Künstliche Intelligenz wird unser Leben und Arbeiten wesentlich verändern“, sagt Bernhard Schölkopf, Direktor am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme. „Für die Gesellschaft ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir diese Veränderungen antizipieren und uns auf sie vorbereiten.“ Sein Kollege Michael J. Black, Sprecher des Cyber Valley, ergänzt: „Es ist wichtig, dass wir die KI nutzen, um unser Leben zu verbessern. Wir freuen uns, dass das Cyber Valley Mechanismen entwickelt, um KI-Forscher in diese wichtige ethische Diskussion miteinzubinden. Der Dialog zwischen dem unabhängigen Beirat und den Wissenschaftlern soll dazu beitragen, KI zum Wohle der Menschheit zu gestalten."
Aufgabe des Öffentlichen Beirats ist es, Projektanträge der Cyber Valley Forschungsgruppen vor Genehmigung durch das Cyber Valley Research Fund Board zu prüfen. Das Cyber Valley Research Fund Board ist eine gemeinsame Kommission der Partner aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, in dem die Vertreter der Wissenschaft die Mehrheit haben. Das Board entscheidet nach den Kriterien wissenschaftlicher Exzellenz darüber, welche Forschungsprojekte mit den Geldern aus dem Research Fund finanziert werden. Um die Mittel des Cyber Valley Research Fund können sich ausschließlich die Cyber Valley Forschungsgruppen bewerben. Aus dem Fonds werden freie, das heißt, nicht von der Industrie vorgegebene Forschungsprojekte finanziert, obwohl es die Industriepartner sind, die den Fördertopf füllen. Er hat ein Volumen von 5 Millionen Euro für die kommenden vier Jahre.
Die Mitglieder des Öffentlichen Beirats haben Einsicht in alle Förderanträge und sind damit in der Lage zu überprüfen, für welche Projekte die Mittel der Industriepartner in der Cyber Valley Forschungskooperation ausgegeben werden. Die Mitglieder des Öffentlichen Beirats nehmen an den Sitzungen des Research Fund Boards teil. Sie können um weitere Informationen bitten, Empfehlungen aussprechen, sie können Bedenken äußern und sich in die Diskussion einbringen.
Die berufenen Mitglieder kommen aus verschiedenen Bereichen von Wissenschaft und Zivilgesellschaft und bilden damit ein breites Spektrum relevanter Fachgebiete und Hintergründe ab.
Wissenschaftsministerin Theresia Bauer: „Zusätzlich zur fachlichen Expertise der Mitglieder des Öffentlichen Beirats auf den Gebieten Künstliche Intelligenz, Ethik, Technikfolgenabschätzung und digitaler Zivilgesellschaft ist es uns ein großes Anliegen, die Perspektive der jungen Generation einzubeziehen. Denn ihr Lebensalltag wird von der zunehmenden Durchdringung mit künstlich intelligenten Systemen maßgeblich geprägt sein.“
In das Gremium berufen wurden
- Prof. Dr. Regina Ammicht Quinn ist Professorin für Ethik am Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) der Universität Tübingen sowie Leiterin des Bereichs Gesellschaft, Kultur und technischer Wandel und beschäftigt sich dort mit ethischen Fragen des digitalen Lebens und der digitalen Technikentwicklung.
- Prof. Dr. Heinrich Bülthoff ist Emeritus-Direktor des Max-Planck-Instituts für Biologische Kybernetik in Tübingen. Als Leiter der Abteilung „Wahrnehmung, Kognition und Handlung“ forscht er dort zu den fundamentalen Prozessen menschlicher Wahrnehmung sowie dem Verhalten in virtuellen Umgebungen.
- Prof. Dr. Armin Grunwald ist Professor für Technikphilosophie und Leiter des Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) am Karlsruher Institut für Technologie sowie Leiter des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag.
- Prof. Dr. Dr. Ulrich Hemel ist Direktor des Weltethos-Instituts in Tübingen, das mit Konferenzen, öffentlichen Veranstaltungen und Lehrveranstaltungen den kritischen Dialog zum Thema Ethik und KI allgemein sowie ganz konkret zum Cyber Valley begleitet und gestaltet.
- Lorena Jaume-Palasí ist Gründerin der gemeinnützigen Organisation The Ethical Tech Society, die an der Schnittstelle Technik, Ethik und Gesellschaft das Ziel verfolgt, Prozesse der Automatisierung und Digitalisierung zu erforschen und in Bezug auf ihre gesellschaftliche Relevanz normativ einzuordnen. Als Mitglied der High Level Expert Group on AI der EU, war sie an der Erarbeitung der europäischen Ethikleitlinien für vertrauenswürdige KI beteiligt.
- Prof. Dr. Sandra Richter ist Direktorin des Deutschen Literaturarchivs Marbach. Sie setzt sich mit dem Umgang mit Digitalisierung und Produkten der Digitalkultur sowie der Frage auseinander, wie digitale Technologien in der Literatur- und Kulturvermittlung eingesetzt werden können.
- Katharina Schmidt ist Gründerin des Start-Ups apic.ai, das mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz den Ursachen des Insektensterbens auf den Grund geht. Das Unternehmen zeigt damit eine gelungene Anwendungsmöglichkeit von KI im Bereich Naturschutz. Darüber hinaus ist sie akademische Mitarbeiterin im Forschungsprojekt G-Lab der Hochschule Karlsruhe. Aufbauend auf ihren Erfahrungen, wie man ein eigenes Unternehmen gründet, entwickelt sie neue Konzepte für die Förderung der Gründungskultur in Studium und Lehre sowie für die Kooperation von Hochschulen mit Start-ups und kleinen und mittelständischen Unternehmen.
- Lukas Weber ist engagierter Vertreter und Mitorganisator der Fridays for Future Aktivitäten in Heidelberg sowie Student der Universität Heidelberg und tritt dafür ein, die Folgen von heutigen Entscheidungen, die wie die Weiterentwicklung und Anwendung Künstlicher Intelligenz unsere Gesellschaft in Zukunft stark prägen und verändern werden, für die nachfolgenden Generationen stärker in den Blick zu nehmen.
- Nicola Wettmarshausen ist Wissenschafts- und Umweltjournalistin sowie Gründerin der Citizen Science-Initiative EcoCurious, die mit innovativen Projekten und Do-it-yourself Formaten neue Einsatzmöglichkeiten digitaler Technologien auslotet und neue Perspektiven für einen noch engeren Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft schafft.
- Außerdem wird, ausgehend von dem großen bisherigen Engagement, den Diskurs rund um die Cyber Valley Initiative vor Ort konstruktiv und kritisch zu gestalten und zu begleiten, ein gewähltes Mitglied des Gemeinderats der Stadt Tübingen in das Gremium berufen.
Allen Cyber Valley Partnern liegt die Transparenz der Forschung am Herzen. Regelmäßig finden Veranstaltungen rund um das Thema Künstliche Intelligenz statt. Das Spektrum reicht von einer Studium Generale Reihe zum Thema KI, Tagen der Offenen Tür, über Laborführungen, Science Slams oder Beteiligungen an Ausstellungen wie der MS Wissenschaft oder dem Tübinger Fenster für Forschung. Die Forscherinnen und Forscher, die Teil des Cyber Valley Ökosystem sind, stellen sich der Debatte bei Podiumsdiskussionen – ob mit Politikern im Stuttgarter Neuen Schloss oder mit Studentenvertretern. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen halten regelmäßig Vorträge vor einem breiten Publikum, nehmen an Forschungs- und Digitalgipfeln teil, sind offen gegenüber den Medien und heißen deren Berichterstattung willkommen.
Das Cyber Valley ist Europas größte Forschungskooperationen aus Wissenschaft und Wirtschaft auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz. Gefördert durch das Land Baden-Württemberg sind an der Initiative beteiligt die Max-Planck-Gesellschaft mit dem Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme, die beiden Universitäten Stuttgart und Tübingen sowie die Unternehmen Amazon, BMW AG, Daimler AG, IAV GmbH, Porsche SE, Robert Bosch GmbH und ZF Friedrichshafen AG. Unterstützt wird das Cyber Valley zudem von der Christian Bürkert Stiftung, der Gips-Schüle-Stiftung, der Vector Stiftung sowie der Carl-Zeiss-Stiftung.
Pressekontakt:
Linda Behringer
c/o Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme, Stuttgart
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